10. August 2025 - 20. November 2025 | MNEMOSYNE Eröffnung in Knoops Park
Fotografische Arbeiten von Isabella Berr
kuratiert und inszeniert von Inga Harenborg
In der schillernden Welt der Kunst, in der Farben, Formen und Emotionen verschmelzen, gibt es Künstler, die diese Magie in all ihrer Pracht erlebbar machen. Isabella Berr ist eine dieser Persönlichkeiten. Sie rückt ab von der Fotografie als einer technischen Reproduktion der Realität und lässt in ihren Bildwelten die Grenzen zwischen Fotografie und Malerei auf faszinierende Weise verschwimmen. Ihre Werke eröffnen sich den Betrachter*innen oftmals erst auf den zweiten Blick und erscheinen geheimnisvoll abwesend, sich der Welt entziehend. Als reine Fotografie ausgeführt, erwecken sie den Anschein einer sanften Malerei des Moments. Dabei sind ihre Fotografien nicht Abbilder der Realität, auch keine Kunstwerke der Bildbearbeitung. Es sind Aufnahmen, die nicht als Beweis dafür dienen, was sich in einem bestimmten Moment tatsächlich ereignet hat. Vielmehr wirken sie wie mögliche Bilder von möglichen Ereignissen. Sie sind künstlerische Interpretationen von Isabella Berr‘s Wahrnehmung von Realität und Wirklichkeit.
In dieser Ausstellung richten wir den Blick auf das individuelle Vorgehen und die gesellschaftliche Dimension des Wahrnehmens, Vergessens und Erinnerns.
Was wird wie erinnert und warum?
AUSSTELLEN ALS INSZENATORISCHE PRAXIS
Normalerweise gibt es in einem Park Bäume, Sträucher, Ruhebänke und Fußwege. Fotografien erwartet man nicht. Dem kuratorischen Konzept folgend, hat sich die Künstlerin für unser Projekt auf ein Experiment eingelassen. Parallel zur ihrer im Kränholm Kunstcafe/ Galerie laufenden Werkschau inszeniert Inga Harenborg sechs Arbeiten von Isabella Berr erstmals allen Umwelteinflüssen ausgesetzt, im öffentlichen Raum.
Auf großformatigen Acrylplatten belichtete Fotografien werden direkt in die Landschaft von Knoops Park eingebracht bzw. am Außentreppenhaus des Vegesacker Geschichtenhauses installiert. Um neue Bildebenen zu erschließen verwendet Inga Harenborg transparente Bildträger. Unter Verwendung von transparenten Bildträger und der sensiblen Entnahme von Bildinformation erschließt sie den Fotografien neue Bildebenen. Luzide Bildräume entstehen. Partiell ergeben sich Öffnungen und direkte Durchblicke im Bild. Im räumlichen, situativen, kulturellen und ikonographischen Kontext des Landschaftsparks wie auch des gläsernen Außentreppenhauses kommt es nun zu einer Doppelung von Raumwirkungen und Raumwirklichkeiten.
Die zuvor an einem öffentlichen Ort fotografierten Bilder befinden sich nun selbst in einem weiteren öffentlichen Raum, der teils unvorhersehbaren Einfluss auf das Bildgeschehen nimmt. Bewegungen von Gräsern, Sträuchern Bäumen und Wässrigem, Passant*innen und Betrachter*innen und sogar der Fahrstuhl im Treppenhaus wirken hier direkt in den fotographischen Bildraum ein und werden zu einem aktiven Teil des Bildes. Als freistehende Objekte, die an eigens für sie ausgewählten Standorten in den Park eingebracht werden, lösen sich die Fotografien dabei aus ihrer Entmaterialisierung und entfalten nun eine ganz neue Wirkung. Sie ergänzen, geben neue Impulse oder stehen dem jeweiligen Setting gar kontrovers gegenüber. Im Dreieck zwischen Bild, Betrachter*innen und dem neuen Milieu des Parks, bzw. des Außentreppenhauses am Vegesacker Geschichtenhaus eröffnen sie unerwartete Perspektiven und Assoziationsräume an den Schnittstellen von Erinnerung, Realität und Wirklichkeit. Wir haben so die Freiheit, uns dem normalen Wahrnehmungsfluss zu entziehen, in vielschichtig miteinander verschmelzende Bild- Raumebenen einzutauchen, die Narrative öffentlicher Räume zu befragen und über eine den Arbeiten innewohnende Erzählung nachzudenken.
Welche Macht ein Tagtraum dabei entfalten kann und ob die Zeit für einige Augenblicke stillzustehen vermag, hängt von der Bereitschaft der Betrachter:innen zu einer veränderten Wirklichkeitswahrnehmung ab.
Die Ausstellung ist Teil des Nordbremer Kunstprojekts MNEMOSYNE. Erinnerung. Wirklichkeit. Geschichte(n) (2025/2026) und richtet den Blick auf das individuelle Vorgehen und die gesellschaftliche Dimension des Wahrnehmens, Vergessens und Erinnerns. Erinnern und Vergessen gehören fest zu den physiologischen Abläufen unserer Wahrnehmung. Sie sind Bestandteil des individuellen und des kollektiven Gedächtnisses. Sie beeinflussen unser Sein, und formen unsere Identität.
Als Ausstellungsbesucher können wir zu Erinnernden werden.
Wann: 10. August bis 20. November 2025
Wo: Stiftung Kränholm, Knoops Park und ab Herbst 2025 auch am Vegesacker Geschichtenhaus
Eröffnung: 10. August, um 16:30 Uhr auf Kränholm und in Knoops Park
Führungen und Spaziergänge:
So.,17. und Do., 21 .August 2025
So., 7. und Do.,18. September 2025
Treffpunkt: jeweils 16:30 Uhr Kränholm Kunstcafé
Gebühr: 5 € / Pers. und Veranstaltung
Anmeldungenunter harenborg@kraenholm.de
Weitere Informationen und Termine unter Tel. 0421-69212810, www.kraenholm.de
Träger*innen: Stiftung Haus Kränholm & Förderverein Knoops Park
Das Projekt wurde ermöglicht u.a. durch die freundliche Unterstützung von FuNK (Freizeit- & Naherholungskonzept) Bremen-Nord, WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, sowie der Karin und Uwe Hollweg Stiftung, das Ortsamt/Beirat Burg-Lesum, Ortsamt/Beirat Vegesack und Procedes Chenel Beilken Digital Printing Werbeges.mbH.
BIOGRAPHISCHES
Isabella Berr wurde 1963 in Schongau, Bayern geboren und lernte ihr Handwerk von der Pike auf im Rahmen einer Ausbildung zur Photographin sowie ihres Kunststudiums und einer Reihe von Assistenzen in unterschiedlichen Fotoateliers. Seit 1992 arbeitet sie als freiberufliche Fotografin und entwickelt Ihre eigene von einem experimentellen Ansatz geprägte fotographische Bildsprache zwischen Abstraktion und Figuration. 1994 und 1997 erhält Isabella Berr Aufträge für Operndokumentationen am NissaiTheater / Nationaltheater Tokio sowie an der Staatsoper München. Seit 2002 ist sie in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und Amerika zu sehen.
Isabella Berr lebt und arbeitet in München.
“Isabella Berrs fotografischer Blick, der Randerscheinungen des Alltäglichen zum Hauptthema macht, kokettiert auch mit Assoziationen zum großen Kino, der frühe Luis Bunuel; Michelangelo Antonionis kühle Empfindsamkeit kommen einem in den Sinn. Die Gruppenszenen wirken arrangiert und scheinen auf einen Bühnenauftritt zu warten, bewahren aber stets eine unüberwindbare Distanz. Isabella Berr verzaubert mit unscharfen Bilderfluten, die allem und jedem eine schemenhafte Verletzlichlkeit verleihen. Sie betritt eine magisch-nebulöse Anderwelt, die Silhouetten in Nebel hüllt, sie mit dem Firmament oder still ruhenden Wasserflächen verschwimmen läßt” (Münchner Merkur)
Informationen zu Inga Harenborg
Die Arbeit einer Künstlerin, eines Künstlers in Räume zu bringen, die spannende Fragen stellen; ein Milieu zu schaffen, in dem die Betrachtenden Bilderfahrungen machen können und das Kunstwerk im Zusammen- bzw. herbeiführen von Kontextmöglichkeiten eine Bedeutung gewinnen kann, die es außerhalb davon nicht hat. Das interessiert mich und macht mir Spaß. Kunst und Kuration sind für mich immer auch ein sinnliches wahrnehmungsschärfendes Forschungsfeld. Kunst als Wissenschaft der Sinne, sozusagen. Im Prozess des Kuratierens können, über das Werk hinausweisende, komplexe Themen, Inhalte und Bezüge untersucht und sichtbar gemacht werden, so dass sich beim Ausstellen selbst eine zusätzliche Vision offenbart. Ich habe Lust „aktive“ Räume zu entwickeln, die unvorhergesehene Erfahrungen und Erkenntnisse ermöglichen. Mich interessiert die Ebene dahinter, darüber und darunter, der Zwischenraum, der Übergang, das sich gegenseitig Durchdringende, gar Fluide in Wissenschaft, Kunst und Kuration, von Werk und Raum. Dabei ist die Kuration für mich immer auch so etwas wie eine Antwort, Reaktion, oder Resonanz auf-, und ein Angebot an das Werk der Künstlerin / des Künstlers, ein künstlerisches Gespräch ohne Worte, eine Begegnung und eine Herausforderung.
An der Schnittstelle von temporären und permanenten Raumsettings, sehe ich die Chance, Ausstellungsformen zu entwickeln, die quer zu den überkommenen Ausstellungspraktiken in das Werk des Künstlers / der Künstlerin einführen und neue Zugänge zur Kunst wie auch zu den Orten an denen sie gezeigt wird ermöglichen.
Inga Harenborg lebt und arbeitet in Bremen und ‚zwischen Hamburg und Haiti‘